Die Zeichen stehen auf Sturm

Zurück auf die Schulbank
26. März 2009
Hör mol n’ bäten tau
24. April 2009

Eltern und Schüler der IGS wehren sich gegen das Turbo-Abitur – Demo geplant.
Zu einer Informationsveranstaltung hatten Vertreter der Eltern- und Schülerschaft der Integrierten Gesamtschule eingeladen. Die Pläne der niedersächsischen Landesregierung, das Abitur nach 12 auch an den Gesamtschulen einzuführen, ruft den Widerstand der Schulgemeinschaft auf den Plan.

 
Doch worum geht es eigentlich? Dazu referierte der Schulleiter Gerald Wieziolkwski. An den Gymnasien legen die Schüler nach 12 Schuljahren – also nach 8 Gymnasialschuljahren (G8) – die Abiturprüfungen ab. Dazu bedarf es einer Straffung des Unterrichtes, damit die Schüler die vorgeschriebenen Wochenstundenzahlen nachweisen können, um zum Abitur zugelassen zu werden. Die integrierten Gesamtschulen bieten bisher eine Alternative dazu, denn hier können Niedersachsens Schüler das Abitur wie gehabt nach dem 13. Schuljahr ablegen. Die Niedersächsische Landesregierung will diese Möglichkeit nun abschaffen. Sie begründet dies mit den politischen Herausforderungen im nationalen und internationalen Vergleich.
Für die Gesamtschulen bringt es Stoffverdichtung und eine Dreierdifferenzierung statt wie bisher eine Zweierdifferenzierung mit sich. Das spiegelt wiederum das dreigliedrige Schulsystem wider. „Und das, was eine IGS ausmacht, bleibt dabei auf der Strecke.“, gibt der Schulleiter zu bedenken. Ein möglichst langer gemeinsamer Unterricht und die Durchlässigkeit sind kaum noch möglich. Die Probleme des G8-Abiturs werden auf die Gesamtschulen übertragen. Zudem kommt, dass die IGS als wichtiger Teil des Bildungslandes Niedersachsen ihre Funktion verliert. Den Eltern wird eine beliebte Alternative genommen.
Ein beeindruckendes Plädoyer gegen das Abitur nach 12 und den damit verbundenen Stress für Schüler und Eltern hielt die Sozialpädagogin Kristin Tröster vom sozialpädagogischen Dienst der IGS. Sie fordert, weiterhin Platz für Entwicklungsmöglichkeiten anzubieten. Schule sei auch eine soziale Gemeinschaft. Das Aufsetzen des Druckes von oben störe dieses Gefüge. Schüler benötigen Zeit, um sich in den Gruppen zu finden. Nur so könne ein guter Weg ins Leben insbesondere in krisenbehafteten Zeiten wie der Pubertät gewährleistet sein. Längst leiden bereits Kinder unter Stress-Symptomen wie Depressionen, Bauchschmerzen und Burn-Out- Syndrom.
 

„Wo bleibt die Kindheit?“
Sozialpädagogin Kristin Tröster

 
Die Vorsitzende der Elternschaft Kirsten Höfer fand ebenso scharfe Worte für die Vorgehensweise der Landesregierung. Sie betonte, dass es nicht Absicht der Eltern sei, das G8-Abitur wieder abzuschaffen. Es geht vor allem darum, die Alternative des IGS-Abiturs zu erhalten. Deutlich verwies sie darauf, dass viele Eltern sich für einen Schulweg ihrer Kinder in Gesamtschulen entscheiden würden. Schafft die Landesregierung diese Möglichkeit ab, so ignoriert sie den Elternwillen. Für Höfer liegt der Sinn einer Schule darin, Kindern eine Entwicklung zuzugestehen. Sie verwies auf die Problematik von Schülern aus sozial schwachem Elternhaus. Ihnen fehlt die Unterstützung und ihr Scheitern ist ohne ein entsprechendes Schulsystem vorprogrammiert. Dies darf nicht im Sinne einer Gesellschaft sein. Höfer stellte besorgt fest, dass alle die, die jetzt auf die Barrikaden gehen, gar nicht mehr von der Entscheidung der Landesregierung betroffen sind. Im Jahr 2018 käme die neue Regelung erst zu greifen. Und die Eltern und Schüler, die jetzt im 3. Schuljahr sind, müssten damit leben. Diese wiederum denken im Moment gewiss noch nicht an das Abitur. Die Argumente der Elternvertreterin machten viele Zuhörer emotional sehr betroffen. Aber gemeinsam mit den Schülervertretern will sie gegen das Turbo-Abitur an Gesamtschulen angehen.
Die Schülervertreter Jan Hinrich Tepe und Andreas Moor stellen im Anschluss die Protestaktionen vor. Für Fürstenau liegt der Schwerpunkt auf einer Demonstration. Am Donnerstag, den 23.04.2009, startet der Protestzug um 14.00 Uhr auf dem Parkplatz an der Turnhalle. Geplant ist eine Kundgebung auf dem Marktplatz. Die Schülervertreter möchten dann eine Unterschriftensammlung an Peter Selter, dem Samtgemeindebürgermeister und somit dem Schulträger der IGS übergeben. Die Organisatoren hoffen auf möglichst viele Teilnehmer, um ihrem Anliegen eine starke Stimme zu geben. Trillerpfeifen oder ähnliches sind ausdrücklich erwünscht. Trotzdem soll alles einen fairen und friedlichen Ablauf finden. Zudem ist am 09.05. 2009 die Teilnahme an einer großen Demonstration in Hannover vorgesehen.


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Das Bersenbrücker Kreisblatt berichtete
in seiner Ausgabe vom 24. April 2009
auf den Seiten 9 und 17
von dieser Demonstration.