Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!

Sportfest mit Sponsorenlauf
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Besuch aus Afrika
7. Oktober 2008

Naja, eigentlich gab es zu Anfang ja niemanden, mit dem ich zusammen hätte grölen können – schließlich traf ich erst in unserer Hauptstadt die Menschen, die genau wie ich beim Europa-Wettbewerb zum Thema „Dialog der Kulturen“ eine Kurzreise nach Berlin gewonnen hatten.

Natürlich war ich gespannt: Was sind das für Leute, teilen wir gleiche Interessen oder treffe ich auf arrogante Idioten? Wird das Programm langweilig oder interessant? Wie wird das Hotel, und, viel wichtiger, wie komme ich dahin?
 
Diese Frage beschäftigte mich direkt nach meiner Ankunft, denn im Berliner Hauptbahnhof angekommen fand ich zunächst nicht einmal die Busse! Irgendwann, und mithilfe zahlreicher freundlicher Berliner war ich im Hotel Berlin Mitte, dem „Winter’s Hotel“ am Checkpoint Charlie angekommen. Der rote Teppich lag schon aus, die vier Sterne am Eingang blinkten in der Sonne… Ein netter erster Eindruck. Am Empfang entdeckte ich gleich ein paar junge Leute, die zufälligerweise zu meiner Gruppe gehörten. Und: meine Befürchtungen bewahrheiteten sich zum Glück nicht, es herrschte eine ungezwungene und positive Stimmung.
Da die meisten Gewinner aus Mittel- und Süddeutschland angereist kamen (tatsächlich gab es außer mir noch ein Mädchen aus Hamburg – das war’s auch schon an Norddeutschen!), waren sie nach ihrer entsprechend längerer Reise ziemlich erschöpft. Da kam das für diesen Tag geplante Programm natürlich gut: thailändisch Mittagessen, Besuch im Bundespresseamt inklusive ermüdendem Vortrag und der Ausstellung all unserer Werke und daraufhin schon das Abendessen: türkisches Buffet. Abends das übliche Programm, abgesehen von einigen armen Individuen, die noch für ihr in der nächsten Woche anstehendes mündliches Abitur lernen mussten.
 
Die anderen beiden Tage boten ein etwas spannenderes Programm, unterbrochen von mittäglichen und abendlichen Fressorgien spanischer, australischer und italienischer Art.
Wir besuchten den Bundestag, wo wir interessante Beobachtungen machen konnten. Es wurde über einen Gesetzesentwurf zur Förderung arbeitsloser Jugendlicher abgestimmt, während die Zuhörerschaft fast nur aus jungen Menschen bestand. Diese konnten aber nur schockiert sein über das Verhalten, welches die Abgeordneten an den Tag legten. Die einen legten die Beine hoch, die anderen schrieben SMS, unterhielten sich lautstark, lasen die BILD oder kamen viel zu spät. Bemerkenswert auch das Verhalten eines älteren Sozialdemokraten: bei Zustimmung lautes Grölen, bei Ablehnung auf den Tisch schlagen…
Nicht viel besser die eher zufällige Begegnung mit Angela Merkel im Bundeskanzleramt. Nach der mit interessanten Erklärungen versehenen Besichtigung des architektonisch beeindruckenden Bauwerkes, erlaubte uns die Security vor Angies Büro auf sie zu warten um sie einmal „live“ zu sehen. Nach einiger Zeit erschien sie dann: energisch mit einem Security flüsternd, nur um sich dann vor uns aufzubauen und loszumeckern: „Was wollen Sie denn hier, denken Sie ich seh das nicht, wenn Sie hier seit 10 Minuten reglos rumstehen? Wollen Se ’n Foto oder was?“ Geschockt von diesem Ausbruch konnten wir nur ungläubig nicken, während unsere Bundeskanzlerin uns mit genervtem Tonfall zur Treppe komplimentierte.
 

Foto mit Angela Merkel

 
Allerdings gab es auch eine sehr positive Begegnung im Bundeskanzleramt, besser gesagt im kleinen Kabinettsaal. Dort wurden wir von Frau Dr. Maria Böhmer, Staatsministerin für Integration und Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, empfangen. Hatte sie doch äußerliche gewisse Ähnlichkeit mit unserer geliebten Angela, so überzeugte sie mit Seriosität, Interesse (an uns und offensichtlich auch am Schicksal anderer Menschen), Freundlichkeit und Intelligenz. Es war offensichtlich, dass man zur Abwechslung mal eine Politikerin vor sich hatte, die ihren Beruf ausübte um so Menschen zu helfen und sich direkt (z.B. in Schulen) für ihre Ziele einsetzte. Wenigstens ein positiver Eindruck unserer Regierung.
 
Letzter noch nicht erwähnter Programmpunkt ist das Museum deutsche Geschichte – klingt etwas trocken, ist es aber ganz und gar nicht. Zwar leistete ich mir keine Führung, hatte aber dennoch viel Zeit das Museum für mich alleine zu erkunden. Ein Tipp für jeden Berlin-Reisenden!
 
Man muss übrigens noch die beiden netten Herrschaften vom Presse- und Informationsamt aus Bonn erwähnen, die uns mit viel Humor durch die drei Tage begleiteten. Unsere sächsische Stadtführerin nicht zu vergessen, eine sympathische junge Frau mit sehr viel Wissen über Berlin, an dem sie uns in unserem klimatisierten Touribus teilhaben ließ. Dieser wurde gesteuert von einem kleinen Mann mit großen Fähigkeiten, denn er meisterte den Berliner Verkehr souverän und wendig, als säße er in einem Smart und nicht in einem sperrigen Ungetüm. Ein Hoch auf unsern Busfahrer!

 
Mein Wettbewerbsbild
 

Alles in allem kann man sagen, dass sich die Stunden des Malens in Anbetracht dieser schönen Zeit, in der ich sowohl mein Wissen über die Hauptstadt vertiefte, als auch Menschen aus ganz Deutschland kennen lernte, wohl gelohnt haben.