Abschlussreise der IGS Fürstenau nach Berlin hinterließ tiefe Eindrücke bei Schülern und Lehrern

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Viele gute Vorleser!
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Die Klassen 10.3 und 10.4 der Integrierten Gesamtschule Fürstenau erlebten mit ihren Klassenlehrern Birthe Schwarz, Manfred Schmidt, Marianne Wahrheit-Schmidt und Klemens Wolf auf ihrer Schulfahrt nach Berlin erlebnisreiche Tage.
Sofort nach der Ankunft im Hostel wurden die Schülerinnen und Schüler in kleinen Gruppen im Rahmen eines „Berlin-Spiels“ mit Fotoapparaten losgeschickt, um an bestimmten Plätzen in Berlin Gruppenfotos zu machen. So konnten sie sich sehr schnell mit der Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel vertraut machen.
Die Klassen waren auf Einladung der Bundestagsabgeordneten Dorothea Steiner (Die Grünen) und Christiane Ratjen-Dammerau (FDP) zu Gast im Deutschen Bundestag mit Informationen über die Arbeit des Parlaments im Plenarsaal und einem Gespräch mit den persönlichen ReferentInnen der beiden Abgeordneten. Eine Einladung zum Mittagessen im Paul-Löbe-Haus und ein Besuch der Dachterrasse schlossen sich an.
Weitere Programmpunkte waren das Denkmal für die ermordeten Juden Europas, eine Führung an der neuen Mauergedenkstätte an der Bernauer Straße, das Wachsfigurenkabinett „Madame Tussauds“, eine Schifffahrt durch das Zentrum Berlins, das Brandenburger Tor mit seinen zahlreichen Attraktionen, eine Führung durch Kreuzberg und kurze Vorträge der Schüler zu bestimmten Sehenswürdigkeiten.
Auch an den Abenden gab es ein abwechslungsreiches Programm wie das Improvisationstheater „Pater noster“, die spezielle Schülerdiskothek „D-light“, der Potsdamer Platz sowie die Lightshow Unter den Linden.

  

Besonders hautnah erlebten Schüler und Lehrer der IGS die DDR-Vergangenheit beim Besuch der Gedenkstätte in Berlin-Hohenschönhausen. Hier soll deshalb ein Schwerpunkt dieses Zeitungsartikels liegen. Die beiden Schülerinnen Annika Peschke und Leah Schmidt schildern ihre Eindrücke nach dem Besuch des ehemaligen Gefängnisses der Staatssicherheit:
„Das Gefängnis stand lange unbemerkt in Berlin. Es war in keinem Stadtplan verzeichnet. Die Führung in drei Gruppen begann im alten Gebäudetrakt des Gefängnisses. Gleich zu Anfang wurde uns klar, dass dort schreckliche Lebensbedingungen herrschten. Die Zellen waren klein und stickig. Es gab nicht in allen Räumen Fenster und für die Gefangenen zu wenig zu essen. Die Gefangenen durften nur einmal in der Woche duschen. Als Bett dienten einfache harte Holzpritschen und als Toilette musste ein einfacher Eimer herhalten, der einmal am Tag geleert wurde. Oft mussten sich mehrere Gefangene einen Eimer teilen. Dieser alte Teil des Gefängnisses wurde ‚U-Boot’ genannt, da man dort keinerlei Kontakt zur Außenwelt und somit z. B. kein Zeitgefühl hatte. Der neuere Gebäudeteil machte zwar einen etwas besseren äußeren Eindruck aber auch hier stand Folter auf der Tagesordnung. Ging es der Staatssicherheit doch darum, Informationen über angeblich staatsfeindliche Umtriebe zu erhalten. Fast alle Gefangenen waren zu Einzelhaft verurteilt, und das in zahlreichen Fällen mehrere Jahre lang. Niemand dufte mit ihnen reden. Bei den Verhören wurde keine körperliche Gewalt, sondern psychologische Folter angewendet. Die Stasi-Mitarbeiter wurden dazu speziell geschult. Etliche Opfer wurden so ‚reif’ für die Psychiatrie. Wir Schülerinnen und Schüler waren tief getroffen. Als unser Führer Karl-Heinz Richter erzählte, dass er selbst dort inhaftiert war, flossen auch Tränen. Abschließend ermunterte er uns, stolz darauf zu sein, in einer Demokratie aufzuwachsen. Eine Demokratie sei nicht selbstverständlich und man müsse sich für diese einsetzen.“
Hier noch weitere Eindrücke über den Besuch im Stasigefängnis Hohenschönhausen von den beiden Schülerinnen Naira und Saira Dudueva: „Das Stasigefängnis hat mir sehr gefallen. Am Anfang wurden wir in kleine Gruppen aufgeteilt und jeder bekam einen Gruppenführer. Wir hatten das Glück, dass wir einen Führer hatten, der schon selbst in dem Gefängnis inhaftiert war. Er hat uns herumgeführt und erklärt, was in den jeweiligen Räumen passiert ist. Am Ende hat er uns erzählt, was er alles miterleben musste. Das war sehr emotional. Die Führung hat unserer Gruppe sehr gefallen, da wir einen interessanten und guten Führer hatten.“
„Mich persönlich hat diese Führung sehr interessiert, unser Führer Karl–Heinz Richter hat uns dabei alles gut erzählt und erklärt, da er dieses als Häftling selbst erlebt hatte. Es war für mich sehr berührend und traurig. Ich möchte jedem empfehlen, diese Führung zu machen.“