Drogen sind kein Abenteuer

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Hermann Wenning ist ein völlig normaler Mann. Von sportlicher Statur, gut gekleidet und freundlich würde der Mittvierziger in einer Menschenmenge bestenfalls durch seine modische Brille auffallen. Und dennoch zeichnet ihn etwas Besonderes aus. Er überwand seine Drogenabhängigkeit und spricht couragiert darüber.
Grundlage für die Berichte ist sein Buch „Lauf zurück ins Leben“. Hermann Wenning wirkt authentisch. Obwohl er kein ausgesprochen guter Vorleser ist, hören ihm die Schüler ehrfürchtig zu. Sie ahnen wohl, dass es hier nicht um Fiktion wie im Kino, sondern um das reale Leben geht. In der Bibliothek der IGS schildert der Autor seine Karriere als Junkie. Aufgewachsen ist er wohlbehütet mit Großeltern, Eltern und Geschwistern auf einem Bauernhof im Münsterland. Den ersten Rausch bescherte der selbst aufgesetzte Beerenschnaps der Großmutter. Ab dem 13. Lebensjahr konsumiert er regelmäßig Alkohol auf Schützenfesten, mit den Nachbarn beim Kränzen, im Sportverein und bei der Feuerwehr. Im Rausch wird der sonst eigentlich schüchterne Junge mutig. Die Schule ist ihm gleichgültig. Er verlässt sie ohne Abschluss. Als Aushilfskellner in einer großen Discothek macht er zum ersten Mal Erfahrungen mit Extasy. Ab dann ist er ständig auf der Jagd nach dem Kick durch immer neue Drogen. Es folgt der soziale Abstieg bis hinein in die Illegalität. Er wird straffällig und sitzt mehrfach ein.
Das Vertrauen eines Justizvollzugsbeamten bringt Hermann Wenning zurück auf den Weg. Der Beamte sorgt dafür, dass er an einem Volkslauf mitmachen darf, obwohl der Häftling bereits Fluchtversuche unternommen hatte. Bei dem ersten Lauf begleitet er Hermann Wenning noch. Beim zweiten Lauf darf Wenning sich alleine auf den Weg machen. Und er hat Erfolg. Ihm gelingt mit Hilfe des Sports der Entzug. Dankbarkeit schwingt in Wennings Stimme mit, als er von dem Beamtem erzählt. Drastisch schildert er den Schülern, was Entzug bedeutet. „Stellt Euch vor, ihr dürft nie wieder in eurem ganzen Leben das Handy oder Internet benutzen!“, fordert er die jungen Leute auf. Außerdem berichtet er von Menschen aus seinem Umfeld, die durch Drogen Missbrauch und Gewalt erfuhren oder gar ums Leben kamen. „Drogen sind kein Abenteuer. Es geht um Leben oder Tod“, mahnt er. Er erzählt, er habe Glück gehabt, dass ihm solche Erfahrungen erspart blieben. Seine Familie sei mit der Situation zwar überfordert gewesen, habe sich aber nicht von ihm losgesagt. Drei Monate vor dem plötzlichen Tod seines Vaters habe er sich mit seinen Eltern versöhnt. Auch dafür ist er sichtlich dankbar.
Jetzt tourt er durch Schulen, um Jugendliche nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern mit der grausamen Realität seiner Lebensgeschichte zu warnen. Heute ist er auch ohne Alkohol und andere Drogen mutig und glücklich. Die Sozialpädagogen Tanja Steinkamp und Kristin Tröster hatten ihn im Rahmen der Projektwoche „Drogen“ in die IGS eingeladen. Hermann Wenning bedauert übrigens, dass es zu seiner Schulzeit noch keine Projekte zum Thema Drogen in den Schulen gab.