Nach dem Fund zweier Fliegerbomben mussten die Anwohner aus ihren Häusern
Um 14 Uhr war die Nachricht an der IGS bei Schulleiter Jürgen Sander eingetrudelt. Bis 15.30 Uhr sei der Unterricht noch weitergelaufen. Dann sei Schluss gewesen, um das Feld für das DRK zu räumen. Das fackelte nicht lang. Bereits um 16 Uhr stand der Parkplatz mit Einsatz- und Rettungswagen voll. Krankenbetten rollten an, Kabel schlängelten sich überall entlang, Hundeboxen standen bereit. Die IGS war zum Evakuierungszentrum geworden.
Die Helfer hatten an alles gedacht. Jens Kasselmann, Leiter des Evakuierungszentrum beim DRK-Kreisverband Osnabrück-Land, konnte mit seinen Leuten zufrieden sein – auch mit den von der IGS zur Verfügung gestellten Räumen. „Die Bedingungen sind optimal“, so Jens Kasselmann. Das fand auch das Verpflegungsteam. Auf dem Hof hinter der Mensa dampfte es alsbald aus großen Töpfen. Erbsensuppe sollte es für die Evakuierten und die Helfer geben, Nudeln mit Tomatensoße ebenfalls.
Von mehr als 200 zu betreuenden Personen waren die Helfer ausgegangen – plus Einsatzkräfte. So viele waren es dann längst nicht, die sich aus den betroffenen Wohngebieten Kranenpool, Am Hamberg und Ettenfeld in der IGS einfanden. Von den Evakuierten hatten es offenbar viele vorgezogen, die Zeit bis zur Sprengung der beiden schwergewichtigen Bomben bei Freunden zu verbringen oder einfach etwas anderes zu unternehmen.
Die, die sich in der IGS umsorgen ließen, waren durch die Bank gut gelaunt. So wie die Familie von Simone Wöstmann. Die empfand die Evakuierung – so wie viele andere auch – als kleines Abenteuer. Vorsorglich hatte die Familie Uno-Karten mitgebracht. Die einzige Sorge, die Tochter Simone Wöstmann hatte: Wird es womöglich so spät, dass sie am nächsten Tag nicht zur Schule kann? Da wolle sie aber gerne hin.
Tja, Schule. Am Mittwoch stehen an der IGS Abiturprüfungen an. Latein. „Das findet statt“, betonte Oberstufenleiter Stephan-Heinrich Flohr.
Auch sonst lief der schulische Betrieb trotz der Umfunktionierung zum Evakuierungszentrum weiter. So trudelten am Abend Eltern und Schüler ein, um die in Kürze anstehende Fahrt nach England zu besprechen. Eine kurzfristige Absage des Treffens war nicht mehr möglich. Wichtig war am Ende, dass die Parkplätze vor der IGS nicht blockiert wurden.
Gegen 18.50 Uhr zeugten Sirenengeheul und ein kreisender Hubschrauber davon, dass die Sache mit der Bombensprengung langsam ernst werden würde. Zur selben Zeit sorgte das Geläut von Kirchenglocken für eine bemerkenswerte Geräuschkulisse. So viel war in Fürstenau schon länger nicht mehr los.
Gleichwie: Das vielleicht schönste Erlebnis des Abends hatte – neben dem Sprengmeister, dem es wieder gelungen war, um 20.20 Uhr zwei Bomben kontrolliert zu sprengen – IGS-Schulleiter Jürgen Sander. Ein Bürger aus dem Fürstenauer Ortsteil Hollenstede hatte angerufen und gefragt, ob die IGS Hilfe benötige. Er würde dann den Ort mobilisieren.