Tage der Toleranz an der IGS

IGS lebt europäischen Gedanken
27. September 2019
Tage der Toleranz – Buchdruck
4. Oktober 2019

„Die Toleranz ist ein Geltenlassen und Gewährenlassen anderer oder fremder Überzeugungen, Handlungsweisen und Sitten.“ (Müller/Halder 1973)

Es ist die Gleichberechtigung und die Anerkennung für Menschen, die uns nicht immer direkt nahestehen. Jeder Mensch soll als gleich angesehen, geschätzt und verstanden werden, egal woher man kommt, wie man aussieht, welche Religion man ausübt oder welche Sexualität man auslebt. Es ist wichtig, dass auch Jugendliche lernen, was Toleranz bedeutet.

In den letzten Tagen vor den Ferien, vom 30.09. bis 02.10.2019, befasste sich die Schulgemeinschaft der IGS Fürstenau mit dem Thema Toleranz. In 41 verschiedenen Workshops wurde den Kindern und Jugendlichen dieser zunächst einmal abstrakte Oberbegriff „Toleranz“ nähergebracht. Die drei Projekttage sollten den Schülerinnen und Schülern dabei zeigen, was „Toleranz“ bedeutet und wie man alle Menschen wertschätzt und respektiert. Der Begriff „Toleranz“ sollte dabei nicht nur in der Theorie erarbeitet, sondern auch als Schulgemeinschaft gelebt werden.

Einige befassten sich damit, die Grenzen der Toleranz festzulegen, während sich andere sich damit auseinandersetzten, was Toleranz und Intoleranz überhaupt bedeuten. Den Schülerinnen und Schülern wurden mit Hilfe praktischer Methoden und den verschiedensten Spielen innerhalb der einzelnen Workshops die Inhalte zu einem toleranten Miteinander vermittelt. Dabei gingen einige Projekte auch „auf Reisen“ und nutzten außerschulische Lernstandorte, wie das Fußballstadion an der „Bremer Brücke“ in Osnabrück (Projekt: „Diskriminierung und politische Einflüsse im Fußball“), den Standort der Paul-Moor-Schule in Bersenbrück oder auch das Gemeindehaus in Fürstenau, um für das Mini-Musical zu üben.

In den Workshops „Leben im Rollstuhl“ oder „Handicap im Sport“ konnten die Schülerinnen und Schüler sich in die Lage der Menschen mit Behinderungen oder Handicaps hineinversetzen und einen Einblick in den „Rollstuhlalltag“ bekommen. Das allgemeine Ziel dieser Projekttage war es, den Kindern und Jugendlichen zu zeigen, dass es falsch ist, Menschen nach ihrem Aussehen, der Herkunft o. Ä. zu beurteilen, besser dagegen, Menschen so zu nehmen, wie sie sind, und sie zu akzeptieren. Im Projekt „Hip-Hop und Jugendsprache“ wurden mit Hilfe eines Musikvideos die Vorurteile gegen Einwanderer und der Rassismus einzelner Personen verdeutlicht. Es sollte den Schülern zu verstehen geben, worauf es wirklich ankommt und dass Vorurteile und Rollenklischees teilweise unseren Alltag bestimmen. Man sollte dabei lernen, dass und wie wichtig es ist, Menschen zu tolerieren und zu respektieren.

Auch handwerklich, künstlerisch, kreativ und produktiv wurde gearbeitet, um die Idee der gegenseitigen Akzeptanz in den Alltag zu holen: Seien es Texte gegen Rassismus („Schreiben gegen Rassismus und Vorurteile“), das Kochen verschiedenster Gerichte aus allen Kulturkreisen („Essen aus aller Welt“), das Erstellen von „T-Shirts für mehr Toleranz“ oder auch das Zusammenbauen von Vogelhäuschen, die verdeutlichen sollten, dass auch die buntesten Vögel bei uns ein Zuhause haben.

In der Sporthalle wurde bei diversen Projekten gearbeitet und geschwitzt, um Sportspiele aus aller Welt, Fair-Games oder auch die Grundlagen der Selbstverteidigung zu erlernen, um sich auch selbst behaupten zu können.

Im Zuge der Projektwoche, in der alle ca. 1400 Schüler und 120 Lehrer und Lehrerinnen, Mitarbeiter, Sozialpädagoginnen und auswärtige Referenten eingebunden waren, wurde ein weiteres großes Vorhaben auf den Weg gebracht: Die IGS Fürstenau möchte „Schule gegen Rassismus, Schule mit Courage“ werden. Um diesen „Titel“ zu beantragen, wurde während der drei Tage die Schulgemeinschaft durch eine Unterschriftenliste eingebunden, die ein starkes Signal aussendet. Als „Schule gegen Rassismus, Schule gegen Courage“ verpflichtet sich die IGS Fürstenau in Zukunft, diese Begriffe zu leben, zu evaluieren und in den Schulalltag zu integrieren – als ein Appell für ein friedliches und tolerantes Miteinander.

Der letzte Projekttag diente der Präsentation der verschiedenen Projekte und ihrer jeweiligen Produkte, Vorführungen, Ergebnisse, Plakate oder Erfahrungen.

Zudem wurde ein Gottesdienst von einer Projektgruppe zum Thema Toleranz vorbereitet, zu dem wir als Schulgemeinschaft am Freitag, dem 01.11.2019 in die evangelische Kirche in Fürstenau herzlich einladen.

Die Projektgruppe

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von Jürgen Ackmann (Bersenbrücker Kreisblatt)

Tage der Toleranz – Dreitägiges Projekt

Im Toleranz-Atelier (Fotos: IGS Fürstenau).

Drei Toleranztage sind es insgesamt, wie Ariane Beckmann und Stefanie Schröer erläutern. Die beiden Lehrerinnen koordinieren die Veranstaltungen zusammen mit Frank Pampel und Alexander Munk. Die Toleranztage fänden auf Wunsch des Lehrerkollegiums statt, und sie sollten – dieses Mal auf Wunsch der Schülervertretung – im kommenden Jahr als eintägiger Projekttag fortgesetzt werden. Die jungen Leute haben deshalb in dieser Woche eine entsprechende Umfrage gestartet.

Die Ziele der Toleranztage sind klar umrissen: den Umgang untereinander verstärkt reflektieren – ob im Lehrerkollegium, in der Schülerschaft oder zwischen Lehrern und Schülern. Zudem geht es darum, sich in die Rolle und Situation des jeweils anderen hineinzuversetzen.

Das Angebot, fast ausschließlich von den Lehrkräften ausgetüftelt, ist bemerkenswert. Das finden auch Ariane Beckmann und Stefanie Schröer. Es sei faszinierend, was sich die Kollegen so alles hätten einfallen lassen. Bei einem Angebot gehe es beispielsweise um das „Leben im Rollstuhl“. Andere Veranstaltungen tragen Titel wie „Ein Zuhause für alle bunten Vögel“, „Schreiben gegen Rassismus und Vorurteile“, „Theater gegen Intoleranz“, „Handicap im Sport“, das „Toleranz-Atelier“ oder „Willkommenskultur für neue Mitschüler entwickeln“.

Überdies stehen Termine beim VfL Osnabrück – Stichwort „Diskriminierung im Fußball“ – und bei der Paul-Moor-Schule auf dem Programm. Weiterhin ist eine Reihe von Referenten zu Gast an der IGS. So ist unter anderen Melissa Wesseler mit ihrer Mutter Angelika Nixdorf-Wesseler vor Ort, um über ihre Erfahrungen mit inklusiven Musicals der Tanzschule Hull zu berichten. Frank Aufhammer, schulpsychologischer Dezernent, wird sich mit den Schülern unter dem Motto „Erkennst du den Unterschied?“ mit Fragen der wechselseitigen Wahrnehmung beschäftigen. Das Thema von Dua Zeitun von der katholischen Landvolkhochschule Oesede lautet: „Perspektivwechsel – Islam, interreligiöser Dialog, Flucht“. Christian Borchert, Rap-Dozent aus Osnabrück, wiederum wird sich mit den Schülern über Jugendsprache und Hip-Hop auseinandersetzen. Schließlich will Maurizio Valgolio vom Behindertensportverband Niedersachsen den Blindenfußball näherbringen.

Das Besondere an den Arbeitsgruppen: Je nach Thema treffen auch schon mal Sechstklässler auf Zwölftklässler. Die Toleranztage sind mithin klassen- und jahrgangsübergreifend – mit einer Ausnahme: Nach einer Präsentation der Ergebnisse treffen sich die Schüler zum Abschluss in der fünften Stunde wieder im Klassenverbund, um die Toleranztage zu reflektieren.

Ariane Beckmann und Stefanie Schröer erhoffen sich neben einer Öffnung anderen gegenüber auch eine Stärkung der Schulgemeinschaft. Überdies freuen sich die beiden, dass der IGS-Förderverein das Projekt finanziell unterstützt. Ihren endgültigen Abschluss finden die Toleranztage am 1. November. Dann steht ein Gottesdienst in der St.-Georg-Kirche auf dem Programm.

Schulleiter Jürgen Sander im Interview mit den Schülern Tim Wagener und Jost Börgel

„Das Projekt „Toleranz“ gehört zu unserem Erziehungs- und Bildungsauftrag.“

Schüler: „Was haben die Projekttage für einen Zweck?“

Sander: „Da dieses Thema ein sehr Wichtiges und Aktuelles ist, vor allem im Hinblick auf die heutigen Entwicklungen in der Gesellschaft, hat sich die IGS Fürstenau dazu entschlossen, die letzten drei Tage vor den Herbstferien sinnvoll zu nutzen.“

Schüler: „Warum ist Ihnen das Thema der Toleranz persönlich wichtig?“

Sander: „Es geht vor allem darum, dass es heutzutage wichtig ist, ein menschenfreundliches Verständnis zu entwickeln und zu besitzen. Rassismus und Ausgrenzungen sind leider ein alltägliches Phänomen, und wir müssen als Gemeinschaft ein Zeichen dagegen setzen!“

Schüler: „Werden diese Projekttage in den nächsten Jahren erneut stattfinden?“

Sander: „Das ist von den Planungen noch nicht sicher, ob dieses Projekt in dem Rahmen erneut stattfinden wird. Klar ist: Das Projekt ‚Toleranz‘ gehört zu unserem Erziehungs- und Bildungsauftrag und muss weiterhin in den Blick genommen werden.“

 SuS: „Sind Sie mit den Ergebnissen und der Organisation bislang zufrieden?“

Sander: „Die Ergebnisse sind bislang sehr erfreulich und ich bin hochzufrieden, wie die Schülerinnen und Schüler auf unterschiedliche Weise sich mit der Thematik beschäftigt haben.  Heute bin ich sehr gespannt, wie der letzte Tag mit den Präsentationen abläuft.“

Schüler: „Wir danken Ihnen für dieses kleine Interview.“