Therapeutisches Reiten an der IGS Fürstenau

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René auf dem Pferd Molly (Foto: Jürgen Sander)

von Jürgen Ackmann (Bersenbrücker Kreisblatt)

Für Schüler mit Förderbedarf

IGS Fürstenau bietet therapeutisches Reiten an – Meurer-Stiftung gibt Geld

Es macht viel Spaß: Derzeit nehmen sieben Schüler der IGS am therapeutischen Reiten auf dem Gelände des benachbarten Schulreitsportzentrums teil. Nun war Christel Meurer (Zweite von links) von der gleichnamigen Stiftung zu Gast. Sie unterstützt das Projekt (Foto: Jürgen Ackmann).

Molly und René sind ein gutes Team. In aller Ruhe dreht das Pony im Schritt seine Runden auf der Anlage des Schulreitsportzentrums in Fürstenau – obendrauf René, der still in sich hineinlächelt. Therapeutisches Reiten nennt sich das Projekt. Seit drei Jahren nimmt der 13-jährige Schüler der Integrierten Gesamtschule daran teil – und ist aufgeblüht.

Seit 2016 ist das therapeutische Reiten ein wichtiges Instrument an der IGS, um Jungen und Mädchen mit körperlichen, geistigen oder psychischen Einschränkungen neuen Lebensmut zu geben und mehr Selbstbewusstsein. Dass das funktioniert, zeigt René. Wegen seines Stotterns ist er lange Zeit in seiner Klasse gehänselt worden. Das führte am Ende dazu, dass er ein Schuljahr wiederholen musste. Spielerisch leicht ist das schulische Leben für René zwar immer noch nicht. Aber wenn er auf dem Rücken von Molly sitzt, ist er glücklich und spricht, fast ohne zu stottern. Die kleinen und großen Erfolgserlebnisse bei Spielen wie der Klopapier-Challenge tun ihr Übriges. Das haben auch die Eltern von René festgestellt, die es sich nicht nehmen lassen, hin und wieder bei den therapeutischen Reitstunden vorbeizuschauen.

In den vergangenen Monaten musste das therapeutische Reiten allerdings wegen Corona ausfallen. René hat in dieser Zeit Molly und seine Mitstreiter vermisst. Als der Betrieb wieder startete – die Gruppe trifft sich einmal in der Woche –, hat er sich sehr gefreut. Er habe die schulische Veranstaltung regelrecht herbeigesehnt, so Kerstin Selter, didaktische Leiterin der IGS. Das therapeutische Reiten sei für ihn ein wichtiger Anker, der Halt gebe. Das wirke sich auch auf die schulischen Leistungen aus. In dieser Woche nun war Christel Meurer zu Gast. Aus gutem Grund: Ihre Franz-Josef-und-Christel-Meurer-Stiftung aus Fürstenau unterstützt das Projekt der IGS mit 2000 Euro im Jahr. Darüber freut sich Schulleiter Jürgen Sander. „Ohne das Geld könnten wir uns das therapeutische Reiten nicht leisten“, betont er. Auch deshalb sei er froh, dass Christel Meurer bereits zugesagt habe, auch im nächsten Jahr Gelder bereitzustellen. Die wiederum betonte, dass sie das Projekt gerne unterstütze, zumal ihr verstorbener Mann früher Vorsitzender im Reit- und Fahrverein Fürstenau gewesen sei und stets gerne Projekte für Kinder unterstützt habe. Außerdem entspreche die Verwendung von Geldern für das therapeutische Reiten ausdrücklich auch den Satzungszwecken der Stiftung.

Die Betreuung der Kinder übernimmt die Ankumerin Heike Feldmann. Sie ist „Ausbilderin im Reiten als Sport für Menschen mit Behinderungen“ – so die offizielle Bezeichnung. Auch sie freut sich über die Fortschritte der Jungen und Mädchen, von denen einige inzwischen gute Reiter sind, die auch einen Slalomparcours in flottem Tempo bewältigen.

Das therapeutische Reiten an der IGS ist übrigens eng mit dem Förderklassen-Programm der Schule verknüpft – kurz F-Profil genannt. Das gibt es speziell für den fünften und sechsten Jahrgang, neben anderen Profilen wie dem E-Profil mit erweiterten Anforderungen. Hier hat die IGS im Rahmen der Inklusion eine kleine Lerngruppe mit Schülern gebildet, die einen „sonderpädagogischen Förderbedarf“ haben. Sie hat vor allem einen Zweck: Sie soll den Schülern Raum und Zeit für individuelle Lernprozesse geben – um Wissensrückstände aufzuholen, um Erfolgserlebnisse zu haben und um Selbstvertrauen zu gewinnen.

In vielen Fächern nehmen die Jungen und Mädchen am Unterricht in den Stammklassen teil, aber eben nicht in den Fächern, wo es gilt, aufzuholen und den Grundschullernstoff noch einmal aufzuarbeiten. Diese vorübergehende Ausgliederung in einigen Fächern entspreche streng genommen nicht dem Gedanken der Inklusion, also das komplette Einbinden der Schüler in den regulären Unterricht, habe sich aber bewährt, da die Jungen und Mädchen nach einer gewissen Zeit besser für die Stammklassen gerüstet seien, so Jürgen Sander.

Das Manko: Der IGS stehen zwar 159 zusätzliche pädagogische Förderstunden zu, derzeit könnten aber nur etwa die Hälfte der Stunden abgedeckt werden, so Kerstin Selter. Es gebe zu wenig Fachkräfte. Umso wichtiger sind ergänzende Angebote wie das therapeutische Reiten.