Gütesiegel für die IGS Fürstenau

Schülerinnen und Schüler ziehen um
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Das Wort „Praxis“ an der IGS Fürstenau wird großgeschrieben. Die neuen Tische für die Keyboards im Musikraum sind von den Schülerinnen und Schülern selbst gebaut.

von Jürgen Ackmann (Bersenbrücker Kreisblatt)

Berufsorientierung beginnt mit Klasse 5

Die Freude war groß: Susanne Steininger (Zweite von rechts) von der Maßarbeit und Ann-Kathrin Budke von der Firma Piepenbrock (rechts) übergaben an Schulleiter Jürgen Sander (Zweiter von links) und Holger Isfort, Beauftragter für Berufsorientierung an der IGS (Dritter von links), das Gütesiegel. Ebenfalls dabei: Samtgemeindebürgermeister Matthias Wübbel (Foto: Uwe Lewandowski/Landkreis Osnabrück).

Oft wird die Berufsorientierung für Schülerinnen und Schüler erst in der 9. oder 10. Klasse ein großes Thema. An der IGS Fürstenau ist das anders. Dort geht es in Klasse 5 los. Für ihr Konzept hat die Schule ein Gütesiegel erhalten.
Eine Fachjury hat sich in den vergangenen Monaten intensiv mit den schulischen Angeboten der IGS zur Berufsorientierung auseinandergesetzt. Sie bestand unter anderem aus Mitgliedern des industriellen Arbeitgeberverbandes, der Kreishandwerkerschaft, des Landkreises, Lehrerinnen, Lehrern und Firmenvertreter:innen. Sie haben die IGS auf Herz und Nieren geprüft. Wie ist die Schule mit der Wirtschaft vernetzt? Wie sind Projekte zur Berufsorientierung im Lehrplan eingebunden? Wie sind die Erziehungsberechtigten eingebunden? – einige von vielen Kriterien, an denen sich die Schule messen lassen musste.

Holger Isfort: Erst Tischler, dann Lehrer

Darüber hinaus waren Jurymitglieder vor Ort in der Schule und hatten jede Menge Fragen im Gepäck. Wie wird in Ihrer Schule Berufsorientierung als Querschnittsthema in allen Unterrichtsfächern gefördert und gelebt? Wie könnte das Angebot noch verbessert werden? Wie wird der Erfolg von Projekten zur Berufsorientierung überprüft? Auf all diese Fragen konnte Holger Isfort zufriedenstellende Antworten geben.
Er ist seit 16 Jahren Lehrer an der IGS und gelernter Tischler, mithin bestens geeignet, Schule und Beruf im Sinne der Schülerinnen und Schüler zusammenzuführen. Er kennt beide Seiten der Medaille und fördert gern den Austausch zwischen IGS und Wirtschaft. Das alles sei aber nur möglich, weil die Schulleitung das Kollegium bei seiner Arbeit unterstütze und ihm freie Hand lasse.
Berufsorientierung an der IGS beginne bereits in der 5. Klasse, so Holger Isfort. Im Fach „Arbeit, Wirtschaft und Technik“ erhielten die Schülerinnen und Schüler erste praktische Einblicke in die Berufswelt. Sie würden beispielsweise in der Werkstatt oder in der Lehrküche arbeiten. Weiterhin würden die Jahrgänge 5 bis 7 überdies erste Praktika in Betrieben absolvieren.
Weiterhin gibt es die Generationenwerkstatt. Hier kooperiert die IGS mit den Richter Möbelwerkstätten in Fürstenau. Schülerinnen und Schüler arbeiten hier mit erfahrenen Handwerker:innen zusammen und bauen beispielsweise Schränke. Einer davon befindet sich im Gemeindehaus der St.-Georg-Kirchengemeinde in Fürstenau und wird dort genutzt. Durch solche Formen der Praxis könnten sich bei Schülerinnen und Schülern Berufswünsche festigen, erklärte Jurymitglied Susanne Steininger von der Maßarbeit bei der Übergabe des Gütesiegels, das den Titel „Startklar für den Beruf“ trägt.
Aber auch sonst wird das Wort „Praxis“ an der IGS großgeschrieben. Würden neue Tische für die Keyboards im Musikraum benötigt, dann bauten die Schülerinnen und Schüler, betont Holger Isfort. Sie würden nicht gekauft. „Wir arbeiten dann wie in einem richtigen Betrieb“, betont der Pädagoge.
Ein weiteres Beispiel für die Berufsorientierung ist die Zusammenarbeit mit der Firma Meurer. Schülerinnen des 8. Jahrganges können beim Verpackungsmaschinenhersteller das Programmieren lernen. „Das Unternehmen hat sich bewusst dafür entschieden, nur Mädchen zu nehmen“, erklärt Holger Isfort. Ihm ist es recht.
Susanne Steininger freut es, dass an der IGS die Berufsorientierung eine „Querschnittsaufgabe“ ist und sich wie ein roter Faden überall durch den Unterricht ziehe. Sie sei nichts Besonderes, sondern alltäglich. Das sei auch ein Grund, warum die IGS das Gütesiegel verliehen bekommen habe.
Schulleiter Jürgen Sander betont, dass Berufsorientierung immer auch eine didaktische Aufgabe an der IGS sei – zum einen, um die Ausbildungsfähigkeit zu fördern, zum anderen, um Berufswünsche zu wecken. Was ihn allerdings immer wieder verwundere, sei, dass Eltern bei der Einschulung in die fünfte Klasse alles Mögliche fragen würden, sich aber fast nie nach der Berufsorientierung erkundigten.
Mit der Verleihung des Gütesiegels hat sich die IGS verpflichtet, auch weiterhin in besonderem Maße eine Berufsorientierung zu ermöglichen, die sich nicht nur auf gelegentliche Veranstaltungen reduziert. Vielmehr soll die Schule Maßstäbe für ein nachhaltiges berufsorientierendes Handeln setzen.

Zum zweiten Mal nach 2015 Gütesiegel erhalten

Das Gütesiegel wird von der Aktionsgemeinschaft Weser-Ems „Startklar für die Schule“ verliehen. Ihr gehören die Handwerkskammern Oldenburg sowie Osnabrück, Emsland und Grafschaft Bentheim an. Weiterhin sind die Industrie- und Handelskammern in der Region beteiligt und das Regionale Landesamt für Schule und Bildung in Osnabrück. Die IGS hat nach 2015 nun zum zweiten Mal das Gütesiegel erhalten. „Darüber freuen wir uns besonders“, so Jürgen Sander.