Bevor es aber losgeht, macht der tiefenentspannte Gregor Staub noch schnell ein Selfie mit IGS-Schulleiter Jürgen Sander. Nicht, dass der Schweizer Gedächtnistrainer sich dessen Namen und Wohnort nicht auch mittels einer Eselsbrücke à la „Würgen mit Jürgen im Sande von Fürstenau“ einprägen könnte. Es geht wohl einfach darum, dass ein Bild bisweilen einfach mehr als 1000 Worte sagt.
Dann geht es auf die Bühne. Zwei Flipcharts, ein paar Filzstifte, ein Mikrofon, eine Wasserflasche – mehr benötigt Gregor Staub nicht, um den Jungen und Mädchen zu vermitteln, dass Lernen nicht zwangsläufig mit trister Denkbergwerksarbeit zu tun haben muss, mithin ein beschwerliches Unterfangen ist, sondern heiter und völlig entspannt sein kann. Viele kleine Beispiele hat Gregor Staub mitgebracht. Gut verschlagwortet lagern sie unvergesslich in seinem Hirn. Deshalb benötigt er in den folgenden eineinhalb Stunden kein Manuskript und keine Powerpoint-Präsentation, an der er sich entlanghangelt. Er hält es mit den alten Griechen und deren Faible für die freie Rede.
Ob die Schüler glaubten, dass sie die letzten zehn Präsidenten der USA in wenigen Minuten in der richtigen Reihenfolge aufsagen könnten, obwohl sie deren Namen vielleicht gar nicht kennten, fragt Gregor Staub. Die Schüler lassen sich neugierig drauf ein. Und los geht es. Gregor Staub verknüpft blitzschnell die Namen der Präsidenten mit Gegenständen in der Aula und arbeitet sich einmal rund um den Raum. Die Flipchart sei aus Eisen, sagt er. Die stehe für „Eisenhower“, den Filzstift kenne er schon lange. Und klar. Er stehe für „Kennedy“.
So entsteht eine kleine Geschichte, die leicht zu merken ist und zur Folge hat, dass die Jungen und Mädchen in der Aula tatsächlich nach wenigen Minuten die die Namen der Präsidenten in der richtigen Reihenfolge im Chor rufen. Sie sind selbst ein wenig verblüfft, dass es geklappt.
Aber es soll noch besser kommen. In genau 8.29 Minuten lernen die Viert-, Fünft- und Sechstklässler 20 thailändische Wörter. Gregor Staub hat sich bewusst diese unbekannte Sprache ausgesucht, um die Leistungsfähigkeit seines Lernsystems zu demonstrieren. Allerdings hat er dieses Mal etwas Pech. Vor ihm sitzt ein Junge – genau – aus Thailand. Gregor Staub nimmt es mit Humor und bittet den Jungen, seine Aussprache zu prüfen.
Auch die 16 Bundesländer in geografischer Reihenfolge lernen die Schüler in Windeseile, ohne es zunächst zu bemerken. Gregor Staub erzählt einfach eine Geschichte von einem Bauern, der unter anderem per Anhalter unterwegs ist und den Brand einer Pommesbude erlebt. Dabei steht „Bauer“ für „Bayern“, „Anhalter“ für „Sachsen-Anhalt“, „Brand“ für „Brandenburg“ und „Pommes“ für „Mecklenburg-Vorpommern“.
Viele Schüler sind angetan, konzentrieren sich, sprechen die Merkwörter und Geschichten nach und lernen sie auf diese Weise. Und darüber freut sich Gregor Staub, denn es gebe drei wichtige Buchstaben, die Menschen erfolgreich machten, und die lauteten „Tun“.
Auch das Rechnen wird bei Gregor Staub zum Kinderspiel – dank einer indischen Lernmethode, die ohne Auswendiglernen auskommt. Ein Erweckungserlebnis für mathegeplagte Schüler.
Dass, was Gregor Staub am Donnerstag exemplarisch vermittelt hat, wird künftig auch vertiefend Eingang in den Unterricht der IGS sowie der Grundschulen finden, denn auch die Lernmethoden von Gregor Staub müssen erst einmal trainiert werden, bevor sie sich zur vollkommenen Gedächtnisblüte entfalten können.